Das Kreis-Regierungsgebäude

1818:
Einteilung Württembergs in vier Regierungsbezirke:
  • Donaukreis (Ulm)
  • Neckarkreis (Ludwigsburg)
  • Jagstkreis (Ellwangen)
  • Reutlingen wird Sitz des Schwarzwaldkreises, die Behörde wird im Klausurgebäude des ehemaligen Barfüßerklosters untergebracht.

1903 - 1905:
Auf dem Grundstück Ecke Bismarck- und Aulberstraße entsteht für die Kreisregierung ein Neubau im Stil der Neurenaissance nach Plänen des Bezirksbauinspektors Friedrich Kempter (1858 - 1908), der zahlreiche staatliche Gebäude in und um Reutlingen errichtete: etwa 1903 das Amtsgericht in Bad Urach und 1905 das Finanzamt in Reutlingen.

1924:
Auflösung der Kreisregierungen

1924 -1939:
Neubelegung des Gebäudes unter anderem mit dem Kulturbauamt (Feldbereinigungen), der Bezirksgeometerstelle, der Handelskammer Reutlingen (Sitzungssaal); Einbau von Wohnungen; einige Räume mietet die HJ.

1933:
Auszug der Handelskammer; die Christliche Wissenschaft mietet den Großen Sitzungssaal.

1939:
Einzug des Landratsamts. Auch der Landrat erhält hier seine Dienstwohnung. Bezirksbauamt und Messungsamt ziehen in das bisherige Landratsamtsgebäude in der Bismarckstraße 27 um.

1945:
Vorübergehende Unterbringung des Kreisverbands nach der Zerstörung seines Gebäudes in der Bismarckstr. 16, Einbau von Notwohnungen.

1980:
Der Landkreis erwirbt das Gebäude.
 
Der Große Sitzungssaal
Der Große Sitzungssaal, den man an seiner Breitseite betritt, ist 14,5 Meter breit und 10,5 Meter tief. Ausstattung in historisierender Manier. Bleiverglaste, teils farbige Fenster, dunkle, reich gegliederte Holztäfelung, zwei mächtige, grün glasierte Kachelöfen und zwei große metallene Radleuchter vermitteln den Eindruck eines "altdeutschen" Raumes. Dies wird noch unterstrichen durch die Gestaltung der Decke und der Wände mit Friesen, Ranken- und Blattwerk, floralen Mustern, Wappendarstellungen und Wandsprüchen.

Gerade Wappen und Wandsprüche machen den Sitzungssaal geradezu zum "Württembergischen Saal", denn es sind drei Wappen dargestellt, die das zur Bauzeit noch regierende Haus Württemberg zu verschiedenen Zeiten geführt hat:

  • auf der Südseite das Stammwappen mit den drei schwarzen Hirschstangen in Gold,
  • auf der Nordseite das württembg. Herzogswappen (1495)
  • und am Eingangsportal das Königswappen (seit 1817).
Die Wappen sind begleitet von Wahlsprüchen württembergischer Regenten. Außerdem zieren die Wände Symboldarstellungen, die möglicherweise wichtige Erwerbszweige der Stadt Reutlingen und des ganzen Schwarzwaldkreises versinnbildlichen sollen:

  • Eule (Wissenschaft),
  • geflügelter Stab (Hermes - für den Handel),
  • Trauben und Hape (Weinbau),
  • Sichel und Früchte (Landwirtschaft),
  • Weberschiffchen (Textilindustrie),
  • Hammer, Zirkel und Zollstock (Bauhandwerk)
Die in die Fenster eingelassenen farbenprächtigen Wappenscheiben zeigen die Wappen der 17 Oberämter des Schwarzwaldkreises, die in vier Vierergruppen angeordnet sind:
  • Nagold, Neuenbürg, Calw und Freudenstadt
  • Balingen, Oberndorf, Horb und Sulz
  • Rottweil, Rottenburg, Tübingen und Tuttlingen
  • Herrenberg, Spaichingen, Nürtingen und Urach
An zentraler Stelle ist die Wappenscheibe der Oberamts- und Kreisregierungsstadt Reutlingen eingesetzt.

Das Wappen Reutlingens im Großen Sitzungssaal

Das ursprüngliche Mobiliar, das kleineren Gremien ausreichend Platz geboten hatte, wurde 1973 durch das jetzige ersetzt, als der Kreistag nach der Kreisreform auf 65 Mitglieder angewachsen war. Heute dient der Saal nach wie vor dem Kreistag als Sitzungsstätte.

Kreistag

  • Landratsamt Reutlingen
  • Bismarckstraße 47
  • 72764 Reutlingen
  • Telefon 07121 480-0