Landkreis aktuell
Späte Wiesenmahd zur Insektenförderung
Der Mai war in diesem Jahr ein sehr kühler Monat und die Entwicklung der Pflanzen erfolgt im langjährigen Vergleich etwa eine Woche später. Die Obstbäume sind nun abgeblüht, bis auf die Apfelsorte „Spätblühender Taffetapfel“, der noch rosaweiß in Blüte steht. Jetzt sind die Wiesen mit vielen blühenden Kräutern die wichtigste Lebensgrundlage für viele Insekten. Daher ist ein später erster Schnitt solcher Wiesen eine wertvolle Förderung der Insektenwelt.
Neben den sogenannten Fettwiesen, auf denen nahezu allein Gräser wachsen, gibt es im Südwesten sehr viele artenreiche Wiesen. Fettwiesen liefern wertvolles Viehfutter.
Die blütenreichen Wiesen sorgen für die außerordentlich hohe Artenvielfalt bei unseren heimischen Insekten. Solche Wiesen wachsen auf weniger gedüngten oder eher trockenen Standorten. Zurzeit blühen dort der Wiesensalbei, Wiesenstorchschnabel, Glockenblumen- und Flockenblumen-Arten, Margeriten und Wiesenbocksbart und viele mehr.
Der Wiesenbocksbart mit dem botanischen Namen Tragopogon pratensis kann als Anzeiger dienen, wann der aus natuschutzfachlicher Sicht günstige Zeitpunkt für die erste Mahd gekommen ist. Nach seiner Blüte mit gelben Blütenköpfen, die aussehen wie besonders große Löwenzahnblüten, bildet er auch besonders große Pusteblumen. Wenn nun gemäht wird, sind auch die Samen vieler anderer Wiesenkräuter reif und fallen auf den Boden. Damit ist auch für Nachwuchs dieser Kräuter gesorgt.
Wenn das Mahdgut solcher Wiesen zu Heu gemacht wird, also mehrfach gewendet trocknen kann, dann erhält man ein begehrtes Produkt - hervorragendes Kleintierfutter. Allerdings muss man hier darauf achten, dass keine Herbstzeitlosen auf der Wiese wachsen, da diese giftig sind. Wer kann, sollte das Schnittgut abräumen, damit die Samen auf dem Boden durch das Licht zur Keimung angeregt werden und so die Insektenwelt auch in Zukunft artenreiche Blühwiesen findet.
Alle Wiesen haben Besitzer, die auch gesetzlich verpflichtet sind, mindestens einmal im Jahr zu mähen. Für die nun hohen Wiesen besteht ein Betretungsverbot, denn plattgetretene Wiesenpflanzen richten sich nicht mehr auf und können nicht mehr gut gemäht werden. Das gilt es zu beachten, wenn am Wegesrand ein Blütenstrauß gepflückt wird. Bei der Bestimmung kann eine App helfen, die von der TU Ilmenau mit Steuermitteln gefördert wurde: Flora Incognita. Beim Entdecken der Insektenwelt unterstützen Apps, wie zum Beispiel die Web-App „NABU Insektensommer“.
Mehr Informationen über Heu machen und Wiesenpflege erhalten Sie bei den Kreisfachberatern für Obst- und Gartenbau an der Grünflächenberatungsstelle des Landratsamtes Reutlingen.
Kontakt Grünflächenberatungsstelle:
Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Hotline (Mo, Di und Do 9:00 Uhr - 12:00 Uhr) Tel. 07121 480-3327