Landkreis aktuell

Obsternte im Kreis Reutlingen leidet unter Unwetterfolgen


Verregnet, kühl und mit mehrfachem Hagelschlag: Das Wetter im Jahr 2021 zeigt gegenüber den Vorjahren deutlich höhere Niederschlagswerte. Diese Feuchtigkeit ist für die Böden dringend nötig gewesen, dennoch belasten die Folgen eines nassen Frühlings und Sommers zusammen mit vielen, vor allem lokalen, Hagelereignissen die Obsternte.

Nahezu Totalausfall bei spätreifen Zwetschgen

So haben die Bewirtschafter bei Zwetschgen, insbesondere bei den später reifenden Sorten, nahezu einen Totalausfall zu verzeichnen. Dabei spielt eine selten auftretende Erscheinung die Hauptrolle: die sogenannte Halswelke. Diese ist rein physiologisch bedingt und keine wirkliche Krankheit. Dennoch sind durch das Eintrocknen am Stielansatz die Früchte unbrauchbar für die Vermarktung und Verwertung. Frühzeitig färben sie aus, entwickeln keinen Zucker im Fruchtfleisch und sind am Stiel beginnend eingeschrumpelt. Die Ursache hierfür ist noch wenig erforscht.

Ganzjährig erschwerte Wachstumsbedingungen bei Äpfeln und Birnen

Beim Kernobst, also bei Äpfeln und Birnen erlebt der Landkreis seit Jahresbeginn erschwerte Wachstumsbedingungen: Nach verregneter Blüte und kleineren Frostschäden, gab es nur einen mittleren Fruchtansatz. Die heranwachsenden Früchte wurden immer wieder von Hagelschlag getroffen. Das erkennt man nun an den verkorkten Stellen an der Schale, wo Hagelkörner Verletzungen verursacht haben. Aber auch das Laub als Energielieferant für das Fruchtwachstum wurde durch den Hagel in Mitleidenschaft gezogen und zum Teil zerfetzt. Bei größeren Hagelereignissen wurden Bäume auch vollständig entlaubt, zudem hat die Zerstörung der Rinde an Jungbäumen viele Neupflanzungen zerstört.

Häufiger Pilzbefall infolge der Witterung

Zusätzlich ist das Laub häufig durch sehr ausgeprägten Pilzbefall unbrauchbar für die Photosynthese geworden. Das Ausmaß dieses Befalls hat das außergewöhnlich nass-kalte Frühjahr ausgelöst. Die Pilzkrankheit Schorf zeigt sich bei Äpfeln und Birnen als grindige, braune Flecken auf dem Laub oder weitergehend sogar durch komplett eingetrocknet erscheinende Blätter.

Die Marssonina-Blattfallkrankheit, ebenfalls verursacht durch einen Pilz, entlaubt die Bäume nachdem sich das Blattgrün, vom erst nur dunkel gesprenkelten Laub, deutlich hellgelb gefärbt hat.

Alte Obstsorten sind ebenfalls betroffen

So stehen nun selbst als widerstandsfähig geltende, alte Sorten bisweilen ohne funktionsfähiges Laub, aber mit Früchten behangen auf der Schwäbischen Alb. Diese Früchte können nicht weiterversorgt werden, wachsen nicht mehr, entwickeln weniger Zucker und lassen sich schlechter lagern.

Generell ist ein anhaltender Fruchtfall zu beobachten, wobei die Bäume viel zu früh ihre Früchte fallen lassen: Sie reagieren damit auf den Blattverlust, stellen sich vorzeitig auf den Herbst ein und bilden an den Fruchtstielen Trenngewebe aus.

Andere Sorten haben sehr frühzeitig ihre sortentypische Fruchtfarbe ausgebildet, sind aber im Fruchtfleisch noch nicht erntereif. Das führt dazu, dass die übliche Empfehlung zur Prüfung der Erntereife nur bedingt anwendbar ist: Die Dreh-Knick-Bewegung lässt normalerweise nur reife Früchte leicht vom Baum lösen. Dieses Jahr muss aber zusätzlich ein Geschmackstest durchgeführt werden. Wichtig ist, dass nun nicht alle Bäume bei denen Früchte unten liegen ohne eine solche Reifekontrolle leer geschüttelt werden, um das Obst zur Ablieferung oder zur Saftpressung zu bringen. Der Eindruck die Früchte seien nun reif trügt häufig in diesem Erntejahr.

Obwohl die Apfelbäume im Landkreis Reutlingen dieses Jahr kaum von den Raupen des Apfelwicklers befallen waren, wird die Obsternte 2021 qualitativ und quantitativ insgesamt eher schwächer ausfallen.

Appel gegen Diebstahl

Im allgemeinen Interesse der Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern von Obstwiesen sei nochmals darauf hingewiesen, dass das Beernten von fremden Bäumen einen Diebstahl darstellt. Es stehen zwar nahezu keine Zäune in der offenen Kulturlandschaft der Streuobstwiesen, dennoch hat jeder Baum Eigentümer, die ganzjährlich viel Arbeit in die Wiesenpflege, den Baumschnitt und den Abtransport von Schnittgut legen.

Eine Übersicht mit Kontaktdaten von Lohnmostereien und Annahmestellen findet sich hier auf der Homepage des Landratsamtes Reutlingen.


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